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»Es sind doch nur zwei Wochen.« Die Stimme meiner Mutter klang sehr entschlossen. »Und er ist dein Vater. Andere Kinder wurden sich freuen.«
»Mama, was hei?t hier andere Kinder? Ich bin 45.«

    Es sollte ein entspannter Arbeitsurlaub werden: Christine (45) und Dorothea (40) wollen fur ein paar Tage nach Norderney, um ihrer Freundin Marleen bei der Renovierung ihrer Kneipe zu helfen. Doch dann wird Christine von ihrer Mutter dazu verdonnert, ihren Vater mit in den Urlaub zu nehmen. Schon die Hinreise bringt die beiden Frauen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Denn Heinz (73) hat seine ganz eigene Sicht der Dinge. Kaum auf der Insel angekommen, ubernimmt er auch sofort das Zepter auf der Baustelle. Es kommt fur Christine jedoch noch schlimmer, als Papa Gisbert von Meyer kennenlernt. Der frettchengleiche Inselreporter ist ihm sofort sympathisch, bekommt er doch billige HSV-Karten und ist wie Papa ein gro?er Kenner des deutschen Schlagers. Folglich findet Heinz es auch ganz in Ordnung, dass der Schreiberling Christine aufs Heftigste umwirbt. Zumal ihm Meyer nicht so gefahrlich erscheint wie Johann Thiess, der mysteriose Gast in Marleens Pension, der Christine mit seinen sanften Augen vollig aus der Fassung bringt. Gisbert hat namlich erfahren, dass die Polizei auf den Nordseeinseln nach einem Heiratsschwindler fahndet. Mithilfe von Papas neuen Freunden Carsten (72), Kali (75) und Onu (63) soll Johann zur Strecke gebracht werden …

   

    Ein verspielter und kluger Roman uber eine russisch-deutsche Freundschaft mit ungewohnlichen Ansichten des 20. Jahrhunderts in Russland.Marina stammt aus Petersburg und ist zu Besuch in Deutschland, wo sie bei einem Kongress uber Daniil Charms und seinen Freundeskreis spricht. Au?erdem ist da ein Mann, der in Leningrad Russisch studierte und mit dem sie damals, vor 20 Jahren, eine Liebesgeschichte lebte. Die Vergangenheit ist nicht vergangen und das gilt nicht nur fur diese private Geschichte: »Ich habe Angst vor den Geheimnissen der Zeit.« Ein ganzes Jahrhundert (und manchmal auch mehr als das) passiert in den Assoziationen Marinas Revue, und nirgendwo sonst ist dieses letzte Jahrhundert vielfaltiger, durch gewaltige Bruche im Sozialsystem fragmentierter gewesen als in Russland: vom Zarenreich uber die Revolution, die Sowjetunion, die Weltkriege, die Belagerung Leningrads durch die Deutschen, die Perestrojka Olga Martynova, Lyrikerin und Essayistin, fachert in ihrem ersten (und auf Deutsch geschriebenen) Roman mit bezaubernder Leichtigkeit das Schwierigste vor uns auf: die vielen Seiten der Vergangenheit, den »Grunspan der Zeit«, dieses Gleiten von Positionen und Ansichten, das nur die Literatur vermitteln kann. Wir lesen nicht nur von den literarischen Avantgardisten rund um Charms und Vvedenskij, von der Gegenwart des Judischen in vielen Bereichen der Alltagskultur, wir erfahren auch von Hippies und Landkommunen in Innerasien, von Autostopp-Reisen nach Sibirien und vom buddhistischen Kloster mit dem unverweslichen Lama. Martynovas genauer Blick fordert aber auch uberraschende Beobachtungen an ihrer deutschen Umgebung zutage, an diesem an deutsch-russischen Kulturverbindungen interessierten Publikum.
"Sogar Papageien uberleben uns" ist ein beruhrender und uberraschender Roman, der auf paradoxe Art ignoriert, was seine Protagonistin einmal fordert, »dass man in den Buchern besser nicht von den komplizierten Sachen schreibt«. Und was ware komplizierter als das Wandern in die Vergangenheit, als das assoziative Gewebe der Erinnerung, als die Arbeit der Dichter an unserem Gedachtnis?

   

    Den Deutschen Buchpreis und den Schweizer Buchpreis hat die Autorin Melinda Nadj Abonji fur "Tauben fliegen auf" bekommen.
    Es ist ein schokoladenbrauner Chevrolet mit Schweizer Kennzeichen, mit dem sie zur allgemeinen Uberraschung ins Dorf einfahren, und die Dorfstrasse ist wirklich nicht gemacht fur einen solchen Wagen. Sie, das ist die Familie Kocsis, und das Dorf liegt in der Vojvodina im Norden Serbiens, dort, wo die ungarische Minderheit lebt, zu der auch diese Familie gehort. Oder, richtiger, gehorte. Denn sie sind vor etlichen Jahren schon ausgewandert in die Schweiz, erst der Vater und dann, sobald es erlaubt war, auch die Mutter mit den beiden Tochtern, Nomi und Ildeko, und Ildeko ist es, die das hier alles erzahlt. So auch den Besuch im Dorf, der dann nicht der einzige bleibt, Hochzeiten und Tod rufen sie jedes Mal wieder zuruck ins Dorf, wo Mamika und all die anderen Verwandten leben, solange sie leben. Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Tochter, Ildeko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genugt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhoren, um sich nicht mehr zu wundern uber ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Ruckzug ins angeblich private Leben?

   

    Paris, im Winter 1991. Helene steht in der Empfangshalle des amerikanischen Hospitals, als vor ihr ein Mann zusammenbricht. Sein Blick brennt sich in ihre Augen. Das ist die erste Begegnung zwischen der drei?igjahrigen Pariserin und David Cote, einem amerikanischen Soldaten. Die beiden vom Schicksal Gebeutelten freunden sich an und stutzen einander auf ihrer schmerzhaften Suche nach der Wahrheit uber sich selbst.

   

    "Das Zimmer" ist ein nostalgischer Heimatroman. Es gibt keine Handlung im strengen Sinn, keine klare Struktur, sondern das Buch besteht aus einer Plauderei mit assoziativ verknupften Episoden und Anekdoten.
    Deutschland im Jahr 1969, ein Land noch vor dem ersten Verkehrskollaps. Ein Land ohne Ortsumgehungsstra?en. Hin und wieder fahrt noch ein Pferdefuhrwerk auf der Landstra?e. Wenige Jahre spater fuhren dann schon alle Auto…Auch auf dem Mond wurden sie schon bald nichts anderes im Sinn haben, als Auto zu fahren. Schon der siebte Mensch auf dem Mond war ein Autofahrer. Erst wollten sie blo? zum Mond, aber kaum waren sie da, wollten sie auch schon Auto fahren und brachten bald darauf das erste Auto mit ...Schon bei der dritten oder vierten Mondfahrt brauchten sie ein Auto…

   

    »Dass das eine Einheit sei: Claus Urspring und Ministerprasident. Dass das eine ohne das andere undenkbar sei, ein Ministerprasident ohne Claus Urspring, oder ein Claus Urspring, der nicht mehr Ministerprasident sei. Dass das untrennbar sei. Durch nichts und niemanden zu ersetzen. Oder zu uberbieten.«
    »Wahlkampf. Das klang wie Abitur oder Leben und Tod oder Jungstes Gericht.«
    »Dass es in einer Wahl nicht um Ideen gehe. Im Gegenteil. Es gehe um die Abwesenheit von Ideen. Oder darum, Ideen glaubwurdig zu verbergen. Oder sie zumindest so lange zu schleifen, bis sie keinen Schaden mehr anrichten. Darum gehe es.«

   

    Beruhend auf einer wahren Geschichte stellt die erfolgreiche Theaterautorin Nino Haratischwili in ihrem ersten Roman die Frage nach Authentizitat. Das Buch »Die Eiszeit« von Jeanne Sare wird in den Siebziger Jahren ein gro?er Verkaufserfolg, vor allem in feministischen Kreisen. Das hasserfullte Buch der jugendlichen Selbstmorderin Sare animiert mehrere Leserinnen zum Suizid. Nun, in der Jetztzeit, machen sich in Paris einige Menschen auf die Suche nach Sare. Was hat der Verleger des Buches, ein grantiger alterer Herr mit Sare zu tun? Warum gibt es keine Zeugnisse? Und wie konnte das Buch derart wirken? Nino Haratischwili beschreibt auf schwindelerregende Weise, welche Bedeutung Geschichten fur das Leben haben konnen.

   

    Zwei Vater und zwei Tochter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplatze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, wahrend Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr, in Deutschland einer der "klugsten und brillantesten Schriftsteller" (FAZ), begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzahlt "September" vom Islam, von Ol, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend fur die Opfer dieses Konflikts stehen.


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