Jordan Dimitrov Radickov
24.10. 1929 Kalimanica
Coveska proza
(bulg. ; Menschliche Prosa). Erzahlzyklus von J. R.,
erschienen 1971. - Die Erzahlungen des Zyklus, der in der
neuen Anordnung die um zwei Dutzend Kurzgeschichten
vermehrten Texte der bereits 1965 erschienenen Sammlung
Svirepo nastroenie (Grimmige Laune) enthaelt, gliedern sich
in zwei Kapitel. Bereits die Titelgeschichte des ersten
Teils (Svirepo nastroenie) stellt das stoffliche und
stilistische Repertoire des Autors vor, der die Mittel der
Groteske in einer Weise einsetzt, die an N. Gogol erinnert.
Aehnlich absurd verlaeft die Titelgeschichte des zweiten
Teils (Zelenoto darvo - Der gruene Baum). Die Bewohner
eines Dorfes beklagen, dass es in ihren Waeldern keinen
Baum gibt, der nicht im Herbst sein Laub verliert. Der
Vater des Erzaehlers verspricht, dem Kummer auf einfache
Weise abzuhelfen.Er verpflanzt einen Baum aus dem Gebirge,
und die Dorfbewohner warten gespannt, ob dieser im Herbst
seine Blaetter behalten wird. Der Vater laesst sich auch
dann nicht entmutigen, als er den Baum eines Tages verdorrt
findet. Er versucht es ein zweites und drittes Mal, doch
immer ohne Erfolg.
Radickov, einer der interessantesten, zugleich aber auch
umstrittensten bulgarischen Schriftsteller der Moderne,
zeichnet in den lose verbundenen Erzaehlungen auf
kunstvolle Weise ein eigenartiges Bild der wahren Natur von
Mensch und Welt.Die Erzaehlungen spielen vorwiegend in
laendlichen Milieu. Fuer den Bauern gibt es nichts, das in
seinem Weltbild nicht Platz haette oder eine Erklaerung
faende. Diesen Hintergrund benutzt der Autor, um den Leser
mit Humor, naiven Grotesken, neunmalklugen Spruchen und
ausgefallenen Narreteien zu unterhalten. Oft wird dasselbe
Ereignis in mehreren nuancierten Varianten erzaehlt, um es
von allen Seiten zu beleuchten. Radickov hat zahlreiche
Gestaltungsmittel aus der Volksdichtung uebernommen. Seine
Kurzgeschichten sind in stilistischer Hinsicht mit den
Erzaehlungen des eine Generation aelteren Cudomir verwandt.